Hiroshimagedenken 2025
10. Okt 2025
Gedenken an vielen Orten der Diözese
Landshut
Die pax christi Gruppe Landshut lud am 5. August in den Pfarrsaal von St. Peter und Paul ein. Das monatliche Friedensgebet wurde dieses Mal unter das Motto „Hiroshima - Gedenken und Mahnung“ gestellt.
Erinnert wurde an die hunderttausende Menschen, die durch Hitze und die Druckwelle sofort getötet wurden, in den folgenden Wochen und Monaten qualvoll starben oder nach Jahren und Jahrzehnten entsetzlichen Leidens den Spätfolgen der erlittenen Verstrahlungen erlagen. Dazu wurde zum einen die tragische Geschichte des Mädchens Sadako Sasaki erzählt und mit einem gebasteltem Origami-Kranich illustriert. Zum anderen ging es um die Opfervereinigung, die sich seit 70 Jahren dafür einsetzt, dass sich ein solch schreckliches Ereignis nicht wiederholt, und die im vorigen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Auch die Sichtweise der Täter und wie es ihnen im Nachhinein ergangen haben könnte, wurde angesprochen. Musikalisch wurde das Friedensgebet durch die Singgruppe „Effata“ begleitet.
München
Auf dem Marienplatz in München sprach Dr. Josef Raab Worte einer ungenannten Frau aus Montenegro, die Kriegsgewalt erlebt hatte, deren tiefster Schmerz aber das Schweigen derer war, die ihre Stimme hätten erheben sollen.
Freising
Die pax christi Gruppe Freising erinnerte mit einem ökumenischen Friedensgebet am 6. August am Freisinger Marienplatz für die Opfer von Hiroshima und allen aktuellen Kriegen. Am Tag des Atombombenabwurfes auf Nagasaki informierte sie zusammen mit ICAN an einem Stand in der Freisinger Innenstadt.
Gilching
In Gilching fand man sich am Abend des 6. August am Gilchinger Friedenspfahl zum gemeinsamen Gedenken zusammen. Texte erinnerten an die Situation von vor 80 Jahren. Aufgelockert wurde das Gedenken durch das Klarinettenensemble der Musikschule.
Anschließen zog man an die gegenüberliegende Wasserfläche und ließ bunte Laternen zu Wasser, der Tradition in Hiroshima folgend im Andenken an die damals verstorbenen.
Gottesdienste rund um den Gedenktag
in Pasing und Gilching gestalteten die pax christi Gruppen vor Ort. Beide
Male predigte Charles Borg-Manché zum Thema.
Predigt zum Hiroshima-Gedenkgottesdienst 2025
(Zusammenfassung)
(Bibeltexte: Dtn 30, 15 ff. – Mt 26, 47–52)
„Werden wir dem Menschengeschlecht den Untergang bereiten, oder wird die Menschheit auf Krieg verzichten?”
Diese Frage stellte der britische Philosoph Bertrand Russell vor 70 Jahren in einem Manifest, das von weiteren Wissenschaftlern unterstützt wurde. Zehn Jahre nach Hiroshima und Nagasaki warnten sie in dem Manifest vor den Gefahren von Nuklearkriegen und forderten die Regierungen auf, nach friedlichen Lösungen für Konflikte zu suchen. 35 Jahre nach dem Russell-Manifest endete der Kalte Krieg zwischen Ost und West. Daraufhin wurden mehrere Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge abgeschlossen, darunter der Nukleare Nichtverbreitungsvertrag. Vor 50 Jahren wurde die KSZE-Schlussakte in Helsinki von 35 Staaten unterzeichnet – ein Grundstein für Dialog und Zusammenarbeit. Viele Menschen hegten Hoffnungen auf eine friedliche Welt ohne Atomwaffen.
In den letzten Jahren droht diese Hoffnung jedoch immer mehr zu schwinden.
Rüstungskontrollverträge wurden gekündigt und ihre Bestimmungen missachtet. Die Atomwaffenstaaten haben ihre Nuklearwaffen modernisiert und gaben im vergangenen Jahr laut ICAN dafür über 100 Milliarden Dollar aus. Die Verträge über Atomwaffen in der Militärindustrie belaufen sich auf mindestens 463 Milliarden Dollar und viele davon laufen erst in Jahrzehnten aus. Papst Franziskus bezeichnete sie daher zurecht als „Händler des Todes“.
Die Zeichen stehen heute eindeutig auf Aufrüstung. Die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland ist ein deutliches Signal dafür. Der atomare Geist von Hiroshima und Nagasaki kehrt zurück. Dagegen kämpft die Kirche seit Jahrzehnten. Vor 60 Jahren erklärte das Zweite Vatikanische Konzil in „Gaudium et spes“: „Jede kriegerische Handlung, die gezielt ganze Städte oder Gebiete mit ihren Einwohnern zerstört, ist ein Verbrechen gegen Gott und die Menschen und muss ohne Zögern verurteilt werden.“ Seitdem bekräftigen alle Päpste diese Verurteilung. Papst Franziskus betont, dass nicht nur der Einsatz, sondern auch der Besitz dieser Waffen unmoralisch ist. Bei seinem Besuch in Hiroshima fragte er: „Wie können wir Frieden bieten, wenn wir die Drohung eines Atomkriegs als Mittel zur Konfliktlösung einsetzen?” Franziskus ist überzeugt: „Bei der Bedrohung
durch Atomwaffen sind wir alle Verlierer!” Er stellte die Frage, ob wir der Menschheit den Untergang bereiten oder auf Krieg verzichten werden – eine Fragestellung, die auch heute noch an die politischen Mächtigen im Osten und Westen gerichtet ist.
Sie können sich dafür entscheiden, Atomwaffen abzuschaffen und die Ressourcen des Wettrüstens stattdessen gegen Hunger und Armut sowie für Bildung und Gerechtigkeit einzusetzen. Papst Franziskus weist außerdem darauf hin, dass „Krieg Wahnsinn
ist, der die Händler des Todes mästet“. Ein Tag ohne Militärausgaben könnte 34 Millionen Menschen das Leben retten. „Wir müssen hoffen, beten und uns dafür einsetzen, dass die Mächtigen mit dem Wettrüsten aufhören – auch wenn es momentan nicht danach aussieht. Aufgeben gilt nicht! Zu einem gerechten Frieden gibt es keine Alternative.
Der Prophet Mose stellte dem Volk Israel eine entscheidende Wahl: „Ich stelle dir Leben und Tod, Segen und Fluch vor.“ Wähle das Leben für dich und deine Nachkommen! Kurz vor Moses Tod soll das Volk den Willen Gottes ins Gedächtnis gerufen werden: „Liebt den Herrn, geht auf seinen Wegen und bewahrt seine Gebote“, damit Israel lebt und zahlreich wird. Himmel und Erde wurden als Zeugen angerufen. Wenn sich das Volk von Gott abwendet und falschen Göttern verfällt, wird ihm der Untergang angekündigt. Israel wird ermahnt: „Liebe den Herrn, deinen Gott, höre auf seine Stimme und halte dich an ihm fest – denn er ist dein Leben!“ Diese Worte aus dem Buch Deuteronomium erscheinen uns heute oft wie ein Relikt vergangener Zeiten. Als Glaubende hören wir darin jedoch eine Mahnung für uns heute: Wir stehen als Einzelpersonen und als Völker vor der Wahl zwischen Leben und Tod, auch wenn uns dies oft nicht bewusst ist. Im Alltag treffen wir ständig Entscheidungen für das Leben: für Liebe und Versöhnung statt Hass, für Wahrheit statt Lüge, für Solidarität statt Egoismus.
Diese Entscheidung zwischen Leben und Tod gilt besonders auch auf politischer Ebene für alle Völker. Die Verantwortlichen der Nationen stehen heute vor der Wahl, sich für das Leben oder den Tod zu entscheiden: für Solidarität und Gemeinwohl statt Eigeninteressen, für Frieden und gewaltfreies Handeln statt Krieg, für Diplomatie statt Kompromisslosigkeit, für Kooperation statt Konkurrenzdenken, für Deeskalation statt Konfliktverschärfung, für Abrüstung statt Wettrüsten, für gerechte Verteilung der Ressourcen statt Reichtumsanhäufung und für eine Willkommenskultur gegenüber Migranten statt Abschottung.